Ängste und Depressionen lehrten mich diese 3 Dinge.

Jan Heinemeyer
5 min readJan 4, 2022

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Photo by Zoltan Tasi on Unsplash

Ich habe nie gelernt diszipliniert zu sein. Ich habe nie gelernt mich selbst zu motivieren. Ich hab das Leben an mir vorbeiplätschern lassen und immer auf ein besseres Morgen gehofft. Ich habe immer gehofft, dass ich mich nicht aus meiner Komfortzone bewegen muss und mir irgendwann jemand einfach den Lottogewinn überreicht. Lotto hab ich deshalb aber trotzdem nicht gespielt. Ich könnte jetzt sagen, dass es mir nie beigebracht wurde, aber ich weiss auch, dass ich als Kind ein extremer Dickkopf war. Ich musste Dinge immer selbst erfahren und ausprobieren. Ich konnte es nicht leiden, wenn mir ein erwachsener was zeigen wollte. Das muss in meinen Genen sein.

Der Sohn meiner Schwester ist genau so einer. “Ich kann!” sagt er dann immer mit wütendem Blick, wenn man ihm etwas zeigen möchte. Dieser Ehrgeiz die Selbstwirksamkeit zu erfahren wird uns dann mit der Zeit abtrainiert. Die paternale Rolle von Staat und System ist tief in unserem Unterbewusstsein verankert und hat dazu geführt, dass wir Freiheit und andere öffentliche Güter als Selbstverständlich annehmen und uns darauf verlassen, dass es schon jemand anderes richten wird. Diese Einstellung funktioniert bei der eigenen Psyche leider nicht.

1) Verantwortung

Unsere Kultur der Schuldzuweisung führt nie zu einer positiven Verhaltensänderung, sondern fördert nur eine Art von Abwehrhaltung, die einen dazu zwingt, das eigene Gesicht zu wahren und sich zu revanchieren, indem dem Ankläger die Schuld gegeben wird. Sobald ich eine defensive Haltung einnehme, schiebe ich die Schuld auf jemand anderen und so setzt sich der Kreislauf immer weiter fort. Das führt dazu, dass man sich nur auf dieses Energiegerangel konzentriert, anstatt tatsächlich zu versuchen, das eigentliche Problem zu lösen.

Wer aber anfängt den Fehler nur bei sich selbst zu suchen, steigt aus dem “blame game” aus und hört auf mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es ist nur natürlich schnell in die Opferrolle des “armen Ichs” zu wechseln und nach Mitleid zu betteln. Das ist für viele Menschen der einzige Weg sich Energie von anderen Menschen zu holen. Ich bin dankbar dafür, dass ich mir diese Dinge jetzt selbst beibringen darf. Nur dieser Weg ist nachhaltig für mich und wird Disziplin und Eigenmotivation als festen Bestandteil in meinen Verhaltensmustern verankern.

2) Resilienz

Schwere Ängste und Depressionen haben nicht nur mein Wertesystem rekalibriert und mir gezeigt was wirklich wichtig ist im Leben. Sie haben mir auch gezeigt, dass es nur eine Person gibt, die mein Leben ändern kann. Ich selbst. Diese Gefühle zu fühlen ist kein Zeichen von Schwäche. Wenn Du lernst die extra Meile zu gehen mit extra schwerem Gepäck, dann ist das ein Zeichen dafür, dass du jetzt schon um ein vielfaches stärker bist, als der Durchschnitt. Wenn du trotz dieser seelischen Schmerzen weitergehst und dein Leben meisterst, wo wird diese Erfahrung dich dann hinbringen wenn du durch die dunkle Nacht deiner Seele gegangen bist? Du bist nicht schwach. Durch diesen Schmerz zu gehen und nicht aufzugeben ist ein Zeichen von unglaublicher Stärke.

Für mich war es schon vor der Pandemie nicht einfach. Die immer grotesker werdenden Zustände in der Welt haben meine Resilienz noch Mal mehr als nur auf die Probe gestellt. Immer wenn du denkst, dass es das jetzt war, dann kommt das Leben und sagt dir “Wir machen uns grad erst warm!”. Auf der einen Seite wünsche ich niemandem durch den selben Schmerz gehen zu müssen, auf der anderen Seite denke ich, dass es einige Menschen sehr viel mehr Demut lernen lässt.

Selbst der robusteste Charakter fängt jetzt an zu bröckeln. Zwei Jahre Ausnahmezustand gehen an niemandem spurlos vorüber. Langzeitfolgen des künstlichen psychischen Drucks durch Politik und Medien, haben das Potential posttraumatische Stressbelastung in weiten Teilen der Bevölkerung zu hinterlassen. Aber egal wie schwer es für dich wird. Setz einen Fuß vor den anderen und auch wenn Du das Gefühl hast, dass du einen Schritt vor machst und zehn zurück. Du machst immer Fortschritte, du siehst sie nur selbst nicht. Kein Mensch durchschreitet zwei Mal den selben Fluss.

Jeder Tag ist eine neue Erfahrung und jeder Tag hat das Potential wunderbar zu werden. Auch wenn es gestern noch das Gegenteil war. Resilienz ist nicht die Fähigkeit sich emotional abzuschirmen. Resilienz ist die Fähigkeit sich an den eigenen Haaren aus dem Dreck ziehen zu können und dabei jedes Mal wieder etwas neues zu lernen.

3) Mut zur Veränderungen

Ich leide nur an Depressionen und Ängsten, wenn ich es will. Schmerz ist unausweichlich in diesem Leben, aber das Leiden ist eine Wahl. Der menschliche Überlebenswille ist stärker als dieses Gefühl. Unsere Vorfahren sind durch unvorstellbares Leid gegangen und nicht selten waren es genau diese scheinbar unerträglichen Momente, die diese Menschen beflügelt hat ein Leben zu leben, das abseits vom Trampelpfad des komfortablen Lebens lag. Denn das komfortable Leben ist es, was uns depressiv und ängstlich macht. Auch wenn wir noch so sehr glauben wollen, dass es ein chemisches Ungleichgewicht in unserer Hirnchemie ist.

Die Frage ist ja, wo dieses Ungleichgewicht herkommt. Vielleicht ist es ja die Tatsache, dass du tief in dir drin weisst, dass du schon längst hättest Veränderung in dein Leben bringen sollen. Vielleicht ist es ja auch das Bewusstsein, dass du den Rest deines Lebens in dieser komfortablen Normalität leben wirst, wenn du nicht anfängst Verantwortung für dein Glück zu übernehmen. Wer ein mal die imaginäre Grenze des möglichen überschritten hat, wird sich nicht mehr einsperren lassen in dem Käfig der Normalität. Der Moment in dem Du die Verantwortung für deinen Schmerz übernimmst, ist der Moment in dem Du ihn zu deinem Treibstoff für inneres Wachstum machst.

Auf dem Pfad des Kriegers

Du verwandelst Schmerz in innere Stärke und Wachstum. Jedes Mal, dass du es wieder aus diesem tiefen schwarzen Loch geschafft hast, ist eine weitere Kerbe in deinem Bogen und je öfter du zielst und schiesst, desto wahrscheinlicher wird es auch, dass du triffst. Die Menschen um dich herum, die ein scheinbar normales und glückliches Leben führen, bekommen diese Chance nicht. Und selbst die müssen sich jetzt gerade ihren Ängsten stellen und lernen mit der Ungewissheit umzugehen.

Du willst nicht deren Leben leben. Du wünscht dir nur den einfachen Ausweg. Sei dir jedoch sehr bewusst was du dir da wünschst. Es gibt kein zurück in die Normalität, denn diese Normalität existiert nicht mehr. Es entsteht eine neue Normalität, die das Potential hat alles dagewesene in den Schatten zu stellen. Die Dunkelheit, durch die du gehen musst bereitet dich auf mehr vor. Sie zeigt dir wer du wirklich bist. Sie zeigt dir, dass das was du vorher als deine Grenzen wahrgenommen hast, nur eine Illusion sind.

Der Alchemist

Du bist im Besitz von einem reichen Schatz an Erfahrungen, die in deiner DNA gespeichert sind. Du hast vielleicht keinen bewussten Zugriff auf diese Erfahrungen, aber die Natur hat sie dir dennoch mit auf den Weg gegeben. Die Begrenzungen, die du wahrnimmst sind nur antrainiertes Ego. Materie ist Geist und Geist formt Materie und nicht andersherum. Du kannst diese Wände einreissen und neue Erfahrungen in deine DNA schreiben. Du kannst neue Verhaltensmuster erlernen und sie mit viel Gefühl und konstruktiven Gedankenmustern elektrisch aufladen. Du kannst die Zukunft in dir Fleisch werden lassen durch diese Arbeit.

Diese alten Glaubensmuster umzuprogrammieren ist der Schlüssel zu einem befreiten und selbstbestimmten Leben und Depressionen und Ängste sind eine hervorragende Motivation für dich am Ball zu bleiben. Denn was wäre die Alternative? Ein Leben in Selbstmitleid und Schmerz. Es ist deine Entscheidung.

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Jan Heinemeyer
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Written by Jan Heinemeyer

A free and democratic society can only exist, when its individuals are free in their hearts and minds.

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